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Neues Fahrzeug für die Tafel für eine sichere Kühlkette

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Wenn das Geld knapp wird, sparen die meisten bei der täglichen Ernährung – zulasten ihrer Gesundheit. Wie die Tafel Erbach-Michelstadt hilft und wie ihr geholfen werden kann.

Michelstadt. Bei Lebensmittelproduzenten, in Supermärkten, in Restaurants und bei Veranstaltungen fallen große Mengen an Lebensmitteln an, die – obwohl qualitativ einwandfrei – im Wirtschaftskreislauf nicht mehr verkauft werden können und oft im Müll landen, weiß der Vorsitzende der Tafel Erbach-Michelstadt, Reinhold Ruhr. Dazu
zählten Lagerbestände mit nahendem Mindesthaltbarkeitsdatum, Backwaren vom Vortag, Saisonartikel, Überproduktionen, falsch verpackte Ware oder Obst und Gemüse mit kleinen Schönheitsfehlern. „Wir schaffen einen Ausgleich“, sagt der Vorsitzende. Die Tafel sammle diese überschüssigen Lebensmittel im Handel und bei Herstellern ein und verteile sie an sozial und wirtschaftlich benachteiligte Menschen.

Rund 1000 Menschen haben im Odenwaldkreis einen Berechtigungsschein für die Tafel Erbach-Michelstadt, informiert deren stellvertretende Vorsitzende Sonja Schimpf. Sie können für symbolische zwei Euro Lebensmittel kaufen. „Wir möchten nichts verschenken“, stellt Schimpf klar. Mehr als 100 ehrenamtliche Mitarbeiter sorgen dafür, dass die Berechtigten alle zwei Wochen Waren im Wert zwischen 30 und 50 Euroabholen können. „Ohne unsere Ehrenamtlichen könnten wir die Arbeit gar nicht leisten“, so Schimpf. Pro Ausgabetag könnten derzeit maximal 160 Haushalte bedient werden. Aufgrund der regen Nachfrage, nicht zuletzt der Ukraine-Flüchtlinge, hatte der Verein eine Nachrückerliste mit 80 bedürftigen Haushaltsvorständen erstellt. Deshalb werde die Ware statt wie bisher an drei Tagen ab Juli 2024 an vier Tagen ausgegeben. „Damit gehört die Nachrückerliste der Vergangenheit an“, sagt Schimpf.

Bürgergeldbezieher und Asylbewerber sind einkaufsberechtigt

Bei der Tafel Erbach-Michelstadt werden Einkaufsberechtigungen ohne Prüfungsverfahren an alle Bürgergeldbezieher und an Menschen vergeben, die Hilfenach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten, erläutert die stellvertretende Vorsitzende. Mit dem Jobcenter sei vereinbart, dass dies den Hilfebedürftigen bereits im Rahmen ihres Hilfebescheides mitgeteilt wird. Aber auch andere Kunden könnten bei der Tafel einkaufen, wenn sie in ihren Bezügen (Gehaltsabrechnungen, Renten- und Wohngeldbescheiden) eine pauschalierte Einkommensgrenze nicht übersteigen – 1080 Euro pro Monat für einen Single-Haushalt und 2460 Euro für einen Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren. Für Haushaltsmitglieder ab dem 60.Lebensjahr, Frührentenbezieher und Menschen mit Behinderung gelten weitere Freigrenzen.

Täglich 50 bis 60 Kilometer unterwegs

Damit die Lebensmittel auch über weitere Strecken zu den Bedürftigen kommen können, hat die Tafel Erbach-Michelstadt einen neuen Kühlwagen bekommen. Der alte Ford ist schon sehr reparaturbedürftig, erklärt Ruhr. Er sei täglich rund 50 Kilometer zum Abholen der Lebensmittel in den Odenwälder Geschäften und Supermärkten im Einsatz. Verteilt werden die Waren im Tafelladen dann im Stadtring 88 in Michelstadt. Dabei ist es wichtig, dass die Kühlkette nicht unterbrochen wird, wie Sonja Schimpf ergänzt. Nahezu 69.000 Euro hat der nagelneue Mercedes-Benz Sprinter mit Kiesling Kühlkoffer die Tafel gekostet, die vollkommen von den Spendern abgedeckt wurden, wie Reinhold Ruhr erläutert. Neben dem Hauptsponsor Mercedes war der Lions Club Odenwald mit rund 11.400 Euro beteiligt. Der Landkreis stiftete 5000 Euro und nochmals 5000 Euro kamen durch neun Odenwälder Kommunen zusammen. Auch einige Privatspender schossen Mittel zu.

Dank an die Spender

Ruhr bedankte sich bei der Übergabe des Fahrzeugs am 23. Mai in Michelstadt beim Leiter des Mercedes-Centers in Michelstadt Autowelt Ebert, Michael Reinig, den Bürgermeistern Dr. Peter Traub (Erbach), Dr. Tobias Robischon (Michelstadt), Dietmar Bareis (Mossautal) und Tassilo Schindler (Lützelbach) sowie dem Vertreter des Lions Clubs, Jens Ihrig, für die großzügigen Spenden: „Das zeigt Ihre große Empathie gegenüber unseren Kunden und Mitarbeitern.“ Dank ließ er auch Landrat Matiaske und allen anderen übermitteln, die nicht kommen konnten und ergänzt: „Weitere Spenden sind sehr willkommen. Wir leben schließlich von ihrem Engagement“, erinnert der Vorsitzende. Robischon antwortet: „Bedürftigen zu helfen, ist ein Teil der kommunalen Fürsorge.“

Quelle: Odenwälder Echo, 26.05.2024; Text: Gerda Seibert, Bild: Dirk Zengel